Sklave seines Equipments?
Leben als Fotograf
Oftmals stehe ich morgens um 05:00 Uhr vor meinem Lager. Zigarette im Mund und Kaffee in der Hand. Nun habe ich 30 Minuten Zeit mein Auto zu packen, um danach 5 Stunden in die eine oder die andere Richtung zu fahren und dann ein passendes Bild zu erschaffen. Eigentlich wäre ich beim Anblick des schweren Equipments lieber im Bett und würde mich nochmals umdrehen. Augen zu und durch. Zigarette ausdrücken, den letzten Schluck Kaffee nachspülen und einen Wagen mit Stageboxen voller Blitzlampen, Stativen, Lichtformer und Zubehör in das Auto laden. Kamerakoffer mit den 8 Objektiven nochmals prüfen. Ob ich auch die Speicherkarten und Akkus eingepackt habe? Wäre ja schön blöd, wenn ich 400km entfernt vom Studio herausfände, dass sich die beiden einen zweisamen Urlaub genommen und sich dazu entschlossen haben, mich diesmal einfach doch nicht zu begleiten.
Nachdem ich die halbe Tonne Equipment in mein Auto eingeladen habe, geht es dann los. Mit genug Koffein im Blut muss das einfach hinhauen. Oftmals denke ich mir, ob es die ganze Materialschlacht denn wirklich braucht, und warum ich denn zu meinen Kunden durchschnittlich 200 bis 500 Kilometer fahre? Aber dann fällt mir wieder ein, wie traumhaft schön es ist, dass ich einen neuen Fleck unserer kleinen Welt sehen darf. Eine ältere Frau sagte mir einst – als ich wieder einmal durch die Welt reiste, um das ein oder andere Foto zu machen – dass viel reisen auch immer zu noch mehr erzählen können führt. Ich labere nicht jedem sofort die Ohren voll sonst hätte ich wohl keine Zeit mehr meine Fotos zu schießen, allerdings, wenn mich jemand nach dem Bild fragt, wachsen die ganzen Geschichten aus mir empor, wie Berge während eines Zusammenpralls zweier Kontinente! Sehr viele sind lustig und zum Kugeln. Aber es gibt auch die dramatischen wie traurigen Geschichten und deren Bilder.
So weit, so gut. Nachdem ich dann meine Bilder gemacht habe, geht es Retour. Oftmals mit vielen Zwischenstopps. Hüpfend auf der von Abgasen verpesteten Raststätte versuche ich den komatösen Körper wieder wach zu bekommen. Ich bin immer dankbar, wenn es kalt ist. Wenn ich friere, bleibe ich einfacher wach. Das kann jedoch hier und da zu Schwierigkeiten führen. Es kann nämlich vorkommen, dass ich neben dem nächstbesten LKW parke, und mich erst eine Stunde aufs Ohr haue, bevor ich weiterfahre. Eher unproduktiv ist es, wenn ich dann durch ein frevelhaftes Klopfen am Autofenster geweckt werde. Juche! Ich habe mir aus Müdigkeit den falschen Parkplatz ausgesucht, und besetze nun den Parkplatz für Behinderte. Die Polizei, welche mich weckt, möchte gerne den Ausweis sehen – natürlich nur mit liebenswürdigster Stimme fragend.
Gut, das passiert mir nicht bei jeder Fahrt. Liebe Polizei, es soll auch nie wieder vorkommen. Ich bleibe brav!
Zuhause dann angekommen wird ausgeladen. Letzte Kräfte werden mobilisiert – frühreife Glückshormone und Vorfreude steigen langsam empor – um den Haufen Equipment ins Lager zu schaffen. Speicherkarten werden gesichert und Akkus geladen. Der Tag scheint erfolgreich gewesen zu sein. Bemerken Sie’s? Ich bin dann soweit von meinem Körper entfernt, dass ich mir nicht einmal beim Schreiben sicher sein kann, dass wirklich Ich derjenige war! Es ist aber eh erst 23:00 Uhr. Ab nach Hause. Feierabendbier. Dusche… Bett.
Ein Stoßgebet zum Himmel und ein dickes Danke, dass alles gut gegangen ist!
Dies ist nur ein winziger Eindruck. Über das Wesentliche habe ich noch gar nicht geschrieben. Vielleicht das nächste Mal. Doch eine kleine Moral habe ich noch für Sie! Denn wer sich professioneller Fotograf schimpft, muss für viele Situationen gewappnet sein, was wiederum die Folge hat, dass man viel teures Equipment braucht, um die bestmögliche Qualität zu liefern. Und die Kamera ist tatsächlich fast der kleinste Teil davon.