10 Jahre

10 Jahre!


Ein kreatives Unternehmen entwickelt sich!

Warum bin ich selbstständig geworden? Das ist eine Frage, welche ich öfters gestellt bekomme. Meine Antwort unterscheidet sich zwar immer in Worten aber nie im Inhalt: Weil ich meinte, es besser zu wissen, als meine Arbeitgeber. Wenn ich zurückblicke, war ich in vielen Belangen bestimmt innovativer und kreativer – geschäftlich war ich dennoch eine Niete sondergleichen! Im kreativen Gewerbe ist scheinbar genau das ein wohlbekanntes Problem. Allerdings: Wenn man etwas nicht kann, kann man es lernen! Die Frage ist nun, was kostet das denn? Lehrgeld. Ganz besonders viel Lehrgeld! Der Vorteil war, ich konnte enorm schnell und efektiv reifen – verständlicherweise nicht bis zu dem Punkt, wo eine leckere Mango plötzlich so schmeckt wie Onkel Huberts Selbstgebrannter. Als Selbstständiger weißt du irgendwann – spätestens, wenn die Krankenkasse an deine Tür klopft – es geht viel direkter ums Überleben als in einem Angestelltenverhältnis. Ich hatte auf einmal die hundertprozentige Verantwortung und – nur um ein Beispiel zu nennen – kein Arbeitslosengeld-Backup. Willkommen im Dschungel der Unternehmen, Simon!

2008

Den Gründungstag werde ich wohl nie vergessen… Direkt nach der einvernehmlichen Kündigung bei meinem allerletzten Arbeitgeber marschierte ich vollen Mutes in die Bezirkshauptmannschaft Dornbirn und meldetet bei einem Beamten mein Gewerbe an – mit Genuss verschlang dieser gerade einen saftigen Leberkäsesemmel. Und dann war da dieser Blick – mein erstes Mal. Ich kenne ihn mittlerweile sehr gut, wie ein Nachbar, dem man keinesfalls über den Weg laufen möchte – einer von der Sorte, die versucht durch dein Guckloch in deine Wohnung zu linsen. Ich nenne ihn den Du arme Sau-Blick. Mir kam es so vor, als wolle er mir gleich im Anschluss die Sozialhilfe-Beamtin vorstellen. So ne Art Bonus… Ich sehe eine solche Begegnung mit der fremden Art – diese fremde Art bin in dem Beispiel ich – inzwischen eher humorvoll und lehrreich. Sie hat mir von Anfang an gezeigt, wer hoch fiegen möchte, kann auch tief fallen. Am selben Tag habe ich weder gefeiert noch Limbo gespielt. Ich habe mich sofort in mein neues, großes Projekt gestürzt. Meine ersten Flugversuche machte ich in einem Fotostudio als Untermieter!

2009

Mir wurde immer gesagt: „Schuster, bleib bei deinen Leisten.“ Irgendwie versuchte ich mich daran zu halten. Gott sei Dank war aber noch zu viel Pubertät in meinem Herzen und ich versuchte mich täglich neu zu erfnden. Nicht nur Filmemacher oder Fotograf wollte ich sein sonder auch Grafker – oder vielleicht doch Programmierer? Studieren und Probieren: 2009 war ein sehr verwirrendes Jahr und der erste große Sturz kam. Ich fog in einem gekonnten Looping aus dem Fotostudio und musste mir eine neue Werkstatt des Schafens suchen – so landete ich im Gewerbepark Rankweil. Hier bin ich auch heute noch. Es war allerdings auch das Jahr der aggressiven Suche nach Kunden. Der Erfolg kam nur tröpfchenweise.

2010

Scheinbar tauge ich für Industrie! Ja, Industrie ist ein anständiger Zweig, um Geld zu verdienen. Dem Inhaber eines Recycling-Betriebs hatte eines meiner Fotos so gut gefallen, dass die Aufträge plötzlich nur so herein purzelten! „Simon, pack die Kofer! Du fährst nach…“ …nun, jede Woche wo anders hin. Neue Länder, neue Sprachen und ständig neue Kunden. Keiner aber aus Vorarlberg. Es gab gleich mehrere Fragen, die ich mir immer wieder stellte. Mein Klassiker: Warum muss ich immer mindestens 3 Stunden anreisen? Naja, den Erfolg, den ich in Vorarlberg nicht hatte, hatte ich nun eben woanders! Auch schön. Viele haben mich sogar dafür beneidet… anstrengend war es trotzdem…

2011

Nach einiger Zeit hatte ich dann doch genug von Recyclingbetrieben und Lagerhallen. Dank des Zusammenschlusses mit einer Freundin aus der Filmbranche durfte ich weiterreisen – allerdings nicht als Industriefotograf sonder mehr als Filmemacher! Das Bewegtbild wurde immer wichtiger für mich – es war beinahe so als würden meine Fotografen Beine bekommen. Die Spannung nahm nicht ab, ich durfte etliche Menschen kennenlernen und neue Flugstunden als Selbstständiger unternehmen. Bald sollte ich aber merken…

2012

…Fotografie ist das eine und Filme machen ist das andere. Nennen wir es eine neue Erkenntnis. Doch konnte diese Erkenntnis bereits alles gewesen sein? Nein! Nachdem ich beinahe schon 2 Jahre an der Werbe Design Akademie in Innsbruck die Fächer Impulsgrafik und Fotografie unterrichten durfte, erhielt ich ein weiteres: Screendesign. Endlich was Neues! Auf den zweiten Blick habe ich mich sogar direkt in das unbekannte Medium verliebt und eine Webseite nach der anderen gestaltet – und auch versucht diese zu verkaufen! Erfolgreich? Ja! Aus Unterricht wurde Business! Besser ging‘s nicht!

2013

Viel unterwegs – eigentlich fast nur: Rio oder Berlin. Beide Städte standen in diesem Jahr auf dem Programm. Nein, nicht für den Urlaub sondern für die Arbeit. Reisen war zu dem Zeitpunkt schon fast meine zweite Natur und eigentlich hätte ich dafür einen Preis verdient: Schlechtestes, regionales Unternehmen! So gut wie nie hatte ich einen Job oder Kunden in nächster Umgebung. Scheinbar ist man in der eigenen Heimat wirklich kein Prophet. Also bin ich gereist – und ich habe es genossen! Simon durfte die Welt wahrnehmen – durch den Sucher einer Foto- oder Filmkamera!

2014

Falsche Entscheidungen können doch einiges Kosten. Mit dem Glauben, dass die Werbebranche das Richtige für mich sei, geriet ich immer mehr auf einen Irrweg. Ein Partner, ein Angestellter, ein Lehrling. Alles ist so schnell gewachsen und ich habe kaum bemerkt, dass ich immer unglücklicher wurde. Die altbekannten Kunden schienen irgendwo in der Tiefkühlabteilung zu liegen. 2014 hieß für mich: Neue Kunden – Niente! Erfolg? Blieb auf der Strecke. Irgendwann merkte ich, dass sich wohl einfach jeder einmal in einen Haufen setzt. Für mich fühlte er sich besonders matschig und leider keineswegs warm und kuschelig an.

2015

„So kann es nicht weiter gehen!“ Wie führt man ein Unternehmen, welches man so nicht führen möchte? Ich musste zurück zum Ursprung – völlig neu durchstarten! Die Fehler, die ich gemacht hatte, durfte ich nicht erneut machen. So versuchte ich es erneut alleine – als Simon! Von meinem langjährigen Lieblingsmenschen und Freundin erbat ich die letzte Chance, noch einmal unserer Privatleben zurückzuschrauben. Alles wollte ich anders machen, um ihr endlich das Versprechen zu erfüllen, welches sie sich seit bereits 8 Jahren wünschte. Zeit mit mir. Meinem kläglichen Antrag wurde stattgegeben und ich kämpfte – härter denn je! Allerdings nur noch für mich. Es wird Zeit ein Unternehmer zu sein und den Künstler ein wenig zurück zu schrauben.

2016

Langsam zeigen sich die saftigen Früchte der Arbeit! Die Zahlen sind wieder im Aufschwung. Aus dem Künstler-Simon wird ein Unternehmer-Simon. Kontrolliert und doch mit genügend Freiheit wurde wieder alles ein wenig entspannter. Ich konzertierte mich auf die Arbeit, das Unterrichten, auf große Projekte. Aufträge waren genug da und plötzlich konnte ich mir die Kunden aussuchen. Von dem Mantra machen, machen, machen hatte ich mich verabschiedet, um für andere wieder da zu sein.

2017

„Man wächst mit seinen Aufgaben“, sagte ein Kunde eines Tages zu mir. Anfänglich habe ich es nicht wirklich verstanden. Mittlerweile ist es zu einem Motto geworden. Für mich gibt es nun jeden Tag neue Aufgaben und anstatt sie nur abzuarbeiten, habe ich mich dazu entschlossen mit Ihnen zu wachsen. Mein Zurückrudern zum Ursprung hatte gut getan und meine Muskeln gestärkt. Ja, die Zeit hat Opfer gekostet! Diese Opfer tun mir oftmals leid – doch ich weiß auch, teilweise mussten sie eben sein.

2018

Jubiläumsjahr! Was bedeutet es für mich? Sehr viel aber irgendwie auch nichts. Realistisch gesehen habe ich einfach 10 Jahre gearbeitet und versucht das Beste aus mir herauszuholen. Subjektiv bin ich dann doch ein wenig stolz auf mich, bis hierher gekommen zu sein. Tolle Kunden, wahnsinnige Aufträge und immer noch der Wunsch und die Neugier weiter zu wandern. Für mich gilt nun: Kein Projekt mehr möchte ich wie das bisherige angehen! Ein jedes Mal wird die Latte ein Stückchen höher gelegt! Vielleicht wird sie irgendwann so hoch stehen, dass mir beim Runterschauen schwindelig wird aber eines weiß ich. Selbst wenn ich beim Fliegen stürze, werde ich aufstehen, meine Flügel wieder gerade biegen und erneut abheben. Schließlich halte ich meine Federn nicht mit Wachs zusammen sondern mit kreativem Fleiß und schöpferischer Freude! Die kommenden 10 Jahre werden unglaublich sexy!


DaVinci Resolve

DaVinci Resolve


Blackmagicdesign

Da ich nicht nur fotografiere oder Webseiten gestalte, sondern auch Filme schaffe, habe ich eines meiner beschäftigten Augen mal auf alles Neue geworfen, was so nach Schnittsoftware riechen könnte. Für alle Filmemacher und Kameramänner, sowie Hobbyfilmemacher ist Folgendes also doch auf die eine oder andere Weise wissenswert.

Von der Color-Grading Software zum ultimativen Postproduktion-Monster!

Schnittsoftware gibt es etwas weniger wie Sand am Meer, allerdings gibt es doch genügend, um daraus eine kleine, süße Sandburg zu bauen. Neben Avid Media Composer und Adobe Premiere, welche doch die bekanntesten im Profi Sektor sind, ist Final Cut seit der Version X von der Software Nummer 1 im TV und Kinosektor zu einem Pro-Consumer Programm geworden. Sony Vegas scheint ebenfalls in diesem Sektor zu spielen, allerdings muss ich zugeben, dass ich im Vergleich zu den anderen Programmen, welche ich bereits genannt habe, noch nie damit gearbeitet habe. Black Magic Design, der eigentlich mehr ein Hersteller von Hardware Schnittkarten, Live-Regie, seit wenigen Jahren auch Kameras ist, hat seine Color-Grading Software zu einer stattlichen Post-Produktion Software gemacht.

DaVinci Resolve ist die bekannteste und fast unumstritten beste Software um Farbkorrekturen zu machen und in der „Lite“ Version kostenlos. Doch mittlerweile ist es nicht nur mehr ein Farbkorrektur-Programm sondern ein Allrounder. Ich musste mir dieses Prachtstück also genauer ansehen und war erstaunt, was Black Magic Design aus der Software gemacht hat. Adobe und Avid können sich nun warm anziehen, da es jetzt etwas Kostenloses gibt, das in der selben Liga mitspielt.

Ich habe nicht nur einen Schnelltest gemacht, sondern ein ganzes Projekt damit kreiert – und es wird nicht das letzte gewesen sein. Ladet euch die Software herunter und überzeugt euch selbst!

Ebenfalls kann DaVinci Resolve auch als Konverter hergenommen werden, um Filme in unterschiedliche Formate zu konvertieren. Also muss man die Software nicht zwingend kreativ verwenden. Gerade ProRess Codec welche am Windows Rechner oft Schwierigkeiten machen ist mit DaVinci Revolve kein Problem (auch im Vergleich zu Premiere, welches sofort anfängt rumzuheulen).

Unterschätzt diesen gratis Gaul nicht! Der kann doch einiges mehr als gedacht!


Sklave seines Equipments?

Sklave seines Equipments?


Leben als Fotograf

Oftmals stehe ich morgens um 05:00 Uhr vor meinem Lager. Zigarette im Mund und Kaffee in der Hand. Nun habe ich 30 Minuten Zeit mein Auto zu packen, um danach 5 Stunden in die eine oder die andere Richtung zu fahren und dann ein passendes Bild zu erschaffen. Eigentlich wäre ich beim Anblick des schweren Equipments lieber im Bett und würde mich nochmals umdrehen. Augen zu und durch. Zigarette ausdrücken, den letzten Schluck Kaffee nachspülen und einen Wagen mit Stageboxen voller Blitzlampen, Stativen, Lichtformer und Zubehör in das Auto laden. Kamerakoffer mit den 8 Objektiven nochmals prüfen. Ob ich auch die Speicherkarten und Akkus eingepackt habe? Wäre ja schön blöd, wenn ich 400km entfernt vom Studio herausfände, dass sich die beiden einen zweisamen Urlaub genommen und sich dazu entschlossen haben, mich diesmal einfach doch nicht zu begleiten.

Nachdem ich die halbe Tonne Equipment in mein Auto eingeladen habe, geht es dann los. Mit genug Koffein im Blut muss das einfach hinhauen. Oftmals denke ich mir, ob es die ganze Materialschlacht denn wirklich braucht, und warum ich denn zu meinen Kunden durchschnittlich 200 bis 500 Kilometer fahre? Aber dann fällt mir wieder ein, wie traumhaft schön es ist, dass ich einen neuen Fleck unserer kleinen Welt sehen darf. Eine ältere Frau sagte mir einst – als ich wieder einmal durch die Welt reiste, um das ein oder andere Foto zu machen – dass viel reisen auch immer zu noch mehr erzählen können führt. Ich labere nicht jedem sofort die Ohren voll sonst hätte ich wohl keine Zeit mehr meine Fotos zu schießen, allerdings, wenn mich jemand nach dem Bild fragt, wachsen die ganzen Geschichten aus mir empor, wie Berge während eines Zusammenpralls zweier Kontinente! Sehr viele sind lustig und zum Kugeln. Aber es gibt auch die dramatischen wie traurigen Geschichten und deren Bilder.

So weit, so gut. Nachdem ich dann meine Bilder gemacht habe, geht es Retour. Oftmals mit vielen Zwischenstopps. Hüpfend auf der von Abgasen verpesteten Raststätte versuche ich den komatösen Körper wieder wach zu bekommen. Ich bin immer dankbar, wenn es kalt ist. Wenn ich friere, bleibe ich einfacher wach. Das kann jedoch hier und da zu Schwierigkeiten führen. Es kann nämlich vorkommen, dass ich neben dem nächstbesten LKW parke, und mich erst eine Stunde aufs Ohr haue, bevor ich weiterfahre. Eher unproduktiv ist es, wenn ich dann durch ein frevelhaftes Klopfen am Autofenster geweckt werde. Juche! Ich habe mir aus Müdigkeit den falschen Parkplatz ausgesucht, und besetze nun den Parkplatz für Behinderte. Die Polizei, welche mich weckt, möchte gerne den Ausweis sehen – natürlich nur mit liebenswürdigster Stimme fragend.

Gut, das passiert mir nicht bei jeder Fahrt. Liebe Polizei, es soll auch nie wieder vorkommen. Ich bleibe brav!

Zuhause dann angekommen wird ausgeladen. Letzte Kräfte werden mobilisiert – frühreife Glückshormone und Vorfreude steigen langsam empor – um den Haufen Equipment ins Lager zu schaffen. Speicherkarten werden gesichert und Akkus geladen. Der Tag scheint erfolgreich gewesen zu sein. Bemerken Sie’s? Ich bin dann soweit von meinem Körper entfernt, dass ich mir nicht einmal beim Schreiben sicher sein kann, dass wirklich Ich derjenige war! Es ist aber eh erst 23:00 Uhr. Ab nach Hause. Feierabendbier. Dusche… Bett.

Ein Stoßgebet zum Himmel und ein dickes Danke, dass alles gut gegangen ist!

Dies ist nur ein winziger Eindruck. Über das Wesentliche habe ich noch gar nicht geschrieben. Vielleicht das nächste Mal. Doch eine kleine Moral habe ich noch für Sie! Denn wer sich professioneller Fotograf schimpft, muss für viele Situationen gewappnet sein, was wiederum die Folge hat, dass man viel teures Equipment braucht, um die bestmögliche Qualität zu liefern. Und die Kamera ist tatsächlich fast der kleinste Teil davon.


Die Schönheit ist subjektiv!

Die Schönheit ist subjektiv!


Leben als Fotograf

Der Fluch der Modefotografie ist das krankhafte und gestörte Schönheitsideal! Das sage gerade ich? Ich, als Mitverantwortlicher dieses Schönheitsideals! Ich zeige nur ungern mit dem Zeigefinger darauf, weil dabei 3 weitere Finger auf mich zurück zeigen. Allerdings hat das Arbeiten mit der heutig gewünschten Ästhetik von 90-60-90, glatter Haut, großen Augen, usw. Spuren hinterlassen.
Mittlerweile mache ich solche Arbeiten nur noch selten, da ich es satt hatte in Photoshop Barbies aus Menschen zu erschaffen. Es hat zwar etwas Schöpferisches, allerdings führt es auf lange Sicht zur Wahrnehmungsverzerrung.

Ich denke, jeder Mensch hat etwas und oft sogar sehr viel Schönes an sich! Egal welches Alter, Geschlecht oder Figur. Wir müssen uns mit dem Menschen beschäftigen und uns auf ihn einlassen und wir werden Aspekte an ihm oder ihr entdecken, was uns zuvor verborgen blieb. Hinter allem und jedem steht eine Geschichte, und diese Geschichten zeichnet uns. Es stellt sich nur immer die Frage, aus welchem Standpunkt wir die Geschichten wahrnehmen, und wir können das Bild dadurch positiv oder negativ erscheinen lassen.

Bei einem Bild, welches ja bekanntlich mehr sagt als 1000 Worte, können wir auch entscheiden ob es positiv oder negativ, bzw. schön oder hässlich erscheint. Ich traue mich sogar zu behaupten, dass es möglich ist, von den schönsten Menschen die hässlichsten Fotos zu machen, und natürlich auch umgekehrt. Bei einem Bild spielen so viele Faktoren eine Rolle, und nicht nur das Werkzeug mit dem ich dieses Bild erschaffe.

Der Respekt, wie wir etwas angehen und die Sichtweise, die wir haben, beeinflusst uns nicht nur bei der Betrachtung eines Bildes, sondern auch mich: Wie ich die Fotografie erstelle.

Wir halten heutzutage alles und jeden fest. Aber sehen wir uns auch alles davon wieder an? Welchen Wert geben wir dem Festgehaltenem? Suchen wir beim Festhalten, das Schöne oder das Hässliche?

Ich denke jeder, der fotografiert und etwas festhält, ist dafür verantwortlich, wie wir dieses Bild schließlich sehen können. Es steckt also sehr viel Macht in einem Bild – und in demjenigen, der es produziert. Sollen wir etwas Schön oder doch Unschön sehen?

Welche Situation oder welcher Mensch hat es verdient hässlich dargestellt zu werden? Welchen Menschen stellen wir vielleicht sogar zu schön dar? Sollen wir bei der Wahrheit bleiben? Oder lügen wir unsere Bilder zu einen falschen Geschichte zusammen? Bin ich als Fotograf, bzw. jeder der fotografiert, für das Abgebildete auch verantwortlich? Sind wir nur Zeitzeugen, oder geben wir unserem „Zeugnis“ eine Geschmacksnote mit?

Ich denke jeder gute Fotograf muss sich mit dieser Frage auseinandersetzen. Was dürfen wir nicht, und was dürfen bzw. sollen wir tun?

Mich werden solche Fragen ein Lebenslang beschäftigen.


Bilder als Reflexion des eigenen Ich.

Bilder als Reflexion des eigenen Ich.


Leben als Fotograf

Egal, ob ich mich psychologisch oder physisch mit einer Fotografie oder einem anderen Bild beschäftige, ich stelle immer bewusster fest, dass jedes Bildnis seinen Schöpfer reflektiert. Nicht nur, weil wir oder jeder Gegenstand Licht reflektieren, und ich mich des öfteren in den Pupillen der Menschen, welche ich fotografiert habe, als Spiegelung wiederfinde. Nein, auch weil ich mit meiner Art und Weise als Fotograf, meinem Gegenüber ein Gefühl gebe, und dieses auch wiederum festhalte. Das waren jetzt doch zwei lange Sätze, aber so drücke ich mich aus. Warum einfach, wenn… ach, Sie wissen schon.

Es ist als Lichtbildner wichtig, wie ich auftrete, und es funktioniert nicht immer auf dieselbe Art. Jede Situation und Person verlangt unterschiedliche Arten des Auftretens. Wenn ich einen Geschäftsführer begegne, der klein und unscheinbar wirkt und ich ein Portrait machen soll, worauf dieser groß und stark wirkt, kann ich ihn nicht einfach nur so hinstellen, als wäre er es, sondern muss ihm das Gefühl geben, dass er es auch selbst in sich spürt! Weil Zeit ein begrenztes Gut ist, muss ein guter Fotograf den Menschen und die Situation in kürzester Zeit durchblicken und diesem Menschen das Empfinden geben, dass er und sein Bild in diesem Moment das Allerwichtigste des Universums ist.

Ich erinnere mich da gerne an diese Frau, welche in mein Fotostudio geschickt wurde, damit ihr Bildnis in einem Prospekt präsentiert werden konnte. Darin wurde sie von einem Verein als Sponsorin vorgestellt. Als diese Frau das Studio betrat, hatte ich keine Ahnung wer sie ist, und ich wollte schnell und unkompliziert ein einfaches und hübsches Portrait machen. Doch ich habe erkannt, wie unwohl sie sich dabei fühlte und unter der sogenannten Fotophobie litt. Da hilft nur – nach Sheldon Cooper´s Methode – danach zu fragen, ob ein heißes Getränk erwünscht ist. Also trank ich mit der Frau einen Kaffee, und sie erzählte mir, wie scheußlich sie sich auf Fotos fände. Doch nach dem heißen Kaffee versuchten wir es nochmal und ich hatte ein Foto mit welchem ich zufrieden sein konnte. Ohne das Foto anzuschauen, verließ sie das Studio. Nach 2 Wochen kam das Prospekt aus dem Druck, und sie hatte es scheinbar gesehen. Denn sie rief mich an und fragte mich, ob ich nicht Fotos von ihrer Firma machen könnte. Bis dato wusste ich gar nicht, dass Sie Inhaberin eines großen Autohauses war, und ich konnte mich nun darüber freuen, ihre Mitarbeiter, Werkstatt und Verkaufsraum abzulichten. Beim Fotografieren war Sie live dabei. Nun ließ sie sich liebend gerne fotografieren. Diesmal war alles anders. Selbstbewusst und Strahlend stand sie da und freute sich auf ihr Foto. Sie vertraute mir.

Es war eine nette Begegnung und zeigt ganz einfach: Für so etwas Wichtiges wie ein Bild müssen wir uns ganz einfach Zeit nehmen – vor allem, wenn sich ein Mensch vor die Linse traut. Es ist ein Augenblick, der nie mehr wieder kommt.

Zum Schluss erklärte mir die Dame, sie hätte noch nie ein Foto von ihr besessen, mit welchem sie zufrieden gewesen wäre. Für mich war es ein gewöhnliches Portrait, doch für sie war es das erste und einzige schöne Foto von ihr. Und da wären wir nun bei der heutigen Essenz angelangt: Wer Fotograf werden möchte oder es schon ist, muss seine Umwelt ständig im Blick haben und das Richtige aufnehmen und wieder zurückgeben, damit er das bekommt, was er möchte. Ein gutes Bild.